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So geht‘s! Oder: Alternativen sind Kopfsache

Was kann ich tun? Wie soll ich mich entscheiden und welche Alternativen habe ich? Um eine gute Wahl zu treffen, braucht es einen klaren Blick für alle Optionen. Doch gelegentlich verhindern Betriebsblindheit oder festgefahrene Überzeugungen, sinnvolle Lösungen zu erkennen. Mentaltrainerin Gabriela Friedrich erklärt, wie der Kopf wieder frei und das breite Spektrum der Möglichkeiten sichtbar wird.

 

Es passiert jedem – dem Vorstand des Großkonzerns genauso wie dem Unternehmer oder dem Angestellten: Man sucht eine Lösung für ein Problem und steht sich dabei gedanklich selbst im Weg. Es kommt einem so vor, als habe man nur die Alternativen A oder B, Schwarz oder Weiß oder gar keine Lösungsmöglichkeit mehr. Doch das ist falsch; tatsächlich existieren noch viele weitere Optionen, die Dritte sehen könnten, man selbst jedoch nicht, weil man sich in falschen Vorstellungen davon festgehakt hat, wie die Dinge nun mal sind. 

 

Ein Praxisbeispiel: „Ich werde ihn wieder mal wegen seines schlechten Führungsverhaltens ermahnen, aber es wird nichts bringen.“ Die Unternehmerin wusste schon ganz genau, wie das Personalgespräch mit ihrem schwierigen Mitarbeiter am nächsten Tag ablaufen würde. Ein anderer Gesprächsverlauf war für sie nicht mehr vorstellbar – zu häufig hatte sie bereits schlechte Erfahrungen bei dem Versuch gemacht, ihren Mitarbeiter zu einer Verhaltensänderung zu motivieren. Doch war die Situation wirklich so aussichtslos oder konnte sie alternative Möglichkeiten nur nicht mehr erkennen? 

 

Bei näherer Betrachtung der Situation wurde der Unternehmerin bewusst, dass sie ihrem Mitarbeiter gar nicht mehr zutraute, sich ändern zu können oder zu wollen – keine gute Voraussetzung für ein erfolgreiches Gespräch. Doch ein hypnoseähnliches Mentaltraining half ihr, die blockierenden Vorbehalte loszulassen und durch Vertrauen in die Veränderungsfähigkeit des Mannes zu ersetzen. Plötzlich geschah etwas Erstaunliches: Auf Basis dieser neuen Einstellung fielen ihr eine ganze Reihe von Möglichkeiten ein, um den Mitarbeiter kommunikativ doch noch zu erreichen. Wo sie zuvor geglaubt hatte, schon alles erfolglos probiert zu haben, taten sich aufgrund der gewonnenen inneren Freiräume ungeahnte zusätzliche Optionen auf. Unter anderem realisierte sie, dass sie noch gar nicht mit offenen Fragen versucht hatte, den Ursachen seiner Renitenz auf den Grund zu gehen. Dass ihre Fragen in Kombination mit ihrer vertrauensvollen, wertschätzenden Haltung am nächsten Tag zum gewünschten Erfolg führten, war dann nicht mehr überraschend.

 

Was der Jungunternehmerin geholfen hat, lässt sich auf alle Arten von Problemen anwenden, bei denen man sich neue Optionen erschließen möchte:

 

Tipps für Um-Denker

1. Ist-Situation aufdecken: Schreiben Sie die Optionen auf, die Sie derzeit sehen, sowie alle Gründe dafür, warum es Ihrer Meinung nach keine weiteren Alternativen gibt. Notieren sie jede „das ist nun mal so“-Überzeugung und auch die Gefühle, die das Thema in Ihnen auslöst. Seien Sie dabei wirklich ehrlich mit sich – es zahlt sich aus. 

2. Reflektieren: Vielfach reicht es schon aus, sich die Frage zu stellen, ob es sich hierbei um echte Wahrheiten/Naturgesetze handelt oder nur um Konzepte bzw. Glaubenssätze. Wenn die Antwort auf die Frage „Ist das wirklich immer und überall so?“ „Nein“ lautet, tun sich für Sie bereits neue Möglichkeiten auf.

3. Ursachen erforschen: Wenn die Reflektion alleine den Knoten im Kopf noch nicht löst, müssen Sie härtere Geschütze auffahren. Gehen Sie an die Wurzel Ihrer Überzeugungen. Es ist kein Zufall, wie Sie denken und fühlen; „Wahrheiten“ und Emotionen haben immer Ursachen. Nehmen Sie sich die Zeit alles zu erforschen, was Ihnen gedanklich im Wege steht. Sind es Branchen-Dos & Don’ts, Kindheitsprägungen, Vorbilder oder liegen die Ursachen in prägenden Erfahrungen im Erwachsenenalter?  

4. Aktives Verlernen: Oft reicht Erkenntnis für eine Veränderung aus, doch wenn Glaubenssätze sehr machtvoll sind, braucht es spezielle Tools, um für Freiheit im Kopf zu sorgen. Die bekanntesten Methoden sind NLP, Wingwave, EFT und das von Gabriela Friedrich entwickelte (S)HE – (Self) Hypno Empowerment. Einige dieser Mentaltechniken sind für den professionellen Einsatz gedacht, andere eignen sich auch für die Selbstanwendung.  

5. Positives verankern: Mit Mentaltechniken lassen sich auch Affirmationen (positive Glaubenssätze) im Gehirn verankern. Sie wirken entspannend und vermitteln die beruhigende Gewissheit, dass es mehr Optionen gibt, auch wenn man sie noch nicht kennt. Und weil ein entspanntes, optimistisches Hirn kreativer ist, treten diese weitere Alternativen dann plötzlich ins Bewusstsein und man fragt sich erstaunt, wieso man zuvor nicht auf diese naheliegenden Ideen gekommen ist … 

 

Sie möchten mehr darüber wissen, wie Sie Ihr Gehirn bei der Entscheidungsfindung in die Irre führt? Dann empfiehlt sich der Spiegel-Bestseller „Schnelles Denken, langsames Denken“ von Daniel Kahneman, Nobelpreisträger und einer der einflussreichsten Wissenschaftler unserer Zeit.