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Ernährungsneurotisch! - Wenn Essen zum Problem wird

Noch nie war das Lebensmittelangebot in unserem Land so groß und vielfältig wie heute. Paradiesische Zustände? Wohl kaum, denn es waren auch noch nie so viele Menschen essgestört oder bei der Wahl ihres Essens neurotisch wie heute. Mentaltrainerin Gabriela Friedrich schaut in deutsche Küchen.

Vor einigen Jahren gab es primär drei psychische Erkrankung in Zusammenhang mit Essen: Anorexie (Magersucht), Bulimie (Ess-Brech-Sucht) und die Binge-Eating-Störung (Essanfälle ohne gewichtsregulierende Maßnahmen). Doch mittlerweile hat sich das Spektrum erweitert um die Orthorexie, die ein zwanghaft gesundes Essverhalten beschreibt. Betroffene beschäftigen sich übermäßig viel mit Ernährungsformen, investieren viel Zeit in die Recherche zu Nährwerten, Vitamingehalt und Mineralstoffen von Lebensmitteln, halten die eigene Ernährung für die einzig richtige, ordnen ihr Sozialleben dem Einhalten ihrer selbst verordneten Essensregeln unter und missionieren gerne ihre Mitmenschen. Bitte verstehen Sie mich nicht falsch – sich gesund zu ernähren, ist eine gute Sache. Grund zur Sorge besteht aber dann, wenn es zwanghaft wird, sich der Korridor der Lebensmittel und Zubereitungsarten stark verengt und Abweichungen von den selbst gesetzten Regeln zu großen Schuldgefühlen und Scham führen.

Wer sich für eine bestimmte Ernährungsform entscheidet, sei es Paleo, Keto, Low-Carb, Rohkost, Clean Eating, Veganismus etc. läuft durchaus Gefahr, sich sehr in das Thema hineinzusteigern. Wenn sich die Gedanken nur noch um die Ernährung drehen und die innere Flexibilität abhandenkommt, bei sozialen Anlässen davon abzuweichen, rutscht es in Richtung Orthorexie.

Auch die um sich greifende Furcht vor Inhaltsstoffen wie Gluten fällt meines Erachtens in die Kategorie gestörten Essverhaltens. Nur ca. ein Prozent der deutschen Bevölkerung leidet tatsächlich unter einer Glutenunverträglichkeit (Zöliakie), doch der Anteil derer, die sich einbilden, Gluten würde ihnen schaden, ist weitaus höher. Deshalb sind die Supermarktregale mittlerweile voll von Produkten, die explizit als glutenfrei beworben werden. Dass in ihnen das Klebereiweiß durch wirklich ungesunde chemische Zusätze ersetzt wurde, scheint die Käufer nicht zu stören.


Ähnlich verhält es sich mit einer großen Anzahl veganer Lebensmittel, deren Zutatenliste sich liest wie der Regalinhalt in einem Chemielabor. Wer sie kauft, denkt vielleicht, sie seien besser für seinen Körper als das entsprechende aus Fleisch hergestellte Erzeugnis. Schließlich hat Fleisch inzwischen ein schlechtes Image. Tatsächlich aber gilt: Industriell hergestellte Lebensmittel sind immer hoch verarbeitet und voller Zusatzstoffe, weshalb sie nur in Maßen genossen werden sollten. Veganer Wurstersatz und Fabrikbilligwurst nehmen sich da nichts. Aber das Steak von einem artgerecht gehaltenen Rind ist zweifelsohne naturbelassener und damit vom Körper besser zu verwerten als ein veganes Steakersatzprodukt aus der Fabrik. Veganes ist also nicht immer gut und Fleischereierzeugnisse nicht immer schlecht – und beides kann lecker sein und darf seinen Platz in der Küche haben.

Wo wir schon bei Fleisch bzw. der vegetarischen oder veganen Lebensweise sind – hierbei wird es immer häufiger sogar militant oder pseudoreligiös. Aus dem Verzicht auf Fleisch, tierische Produkte bzw. Produkte, bei den Tiere genutzt werden, kann leicht der Wahn erwachsen, nun moralisch überlegen und ein besserer Mensch zu sein. Das geht dann einher mit der Verteufelung aller sich anders Ernährenden und unablässigen Versuchen, sie durch Beschimpfungen als Tiermörder und Klimaschädlinge zum Umdenken zu bewegen. Eine Vorgehensweise ohne jede Aussicht auf Erfolg, was aber militanten Veganern in ihrem Wahn nicht auffällt. Möglicherweise ist auch Ihnen diese Kategorie von Missionierenden schon begegnet …


Immer häufiger höre ich außerdem, dass Menschen ihr Essverhalten nach Klimagesichtspunkten ausrichten und nicht nach ihren individuellen Stoffwechselerfordernissen. Natürlich ist es sinnvoll, beim Einkauf Transportwege zu berücksichtigen und lokal Erzeugtes zu bevorzugen. Aber wenn es so weit geht, den Körper lieber mangel- oder fehlzuernähren als etwas zu essen, dessen Erzeugung CO2-intensiv war, empfehle ich dringend ein Umdenken.


Ein weiteres „Ernährungsthema“, das mir in Coaching schon begegnet ist, ist das Zusammenspiel von Stress, Ängsten und Verdauungsbeschwerden. Ich denke an eine junge Klientin, die durch eine anhaltende seelische Belastungsphase Verdauungsbeschwerden entwickelt hatte und sich dadurch in eine Ernährungsneurose hineinsteigerte. Getrieben von der großen Angst, ihr Körper werde nie wieder gesund und normal funktionieren, versuchte sie den Magen-Darm-Problemen zunächst mit Probiotika beizukommen, dann mit Bitterstoffen in Tropfenform, zusätzlich verbannte sie zahlreiche Lebensmittel von ihrem Speiseplan. Nun ist eine naturheilkundliche Therapie grundsätzlich empfehlenswert, im Fall meiner Klienten aber befand sich die Ursache ihrer Beschwerden zwischen ihren Ohren. Was ihr fehlte, war eine entspannte Lebenseinstellung und das Vertrauen in ihren Körper, von allein wieder zu einer normalen Funktion zurückzufinden. Genau daran arbeiten wir derzeit mit meiner Mentaltechnik (S)HE – (Self) Hypno Empowerment, und die gesundheitlichen Beeinträchtigungen beginnen bereits nachzulassen.


Zum Schluss noch ein Tipp, falls Sie Ihr Essverhalten mühelos ändern möchten: Mit Hilfe von (S)HE lassen sich Abneigungen gegen gesunde Nahrungsmittel ganz einfach beseitigen und durch ein „oh ja, das möchte ich essen“-Gefühl ersetzen. Umgekehrt funktioniert es ebenfalls. Beispielsweise implementiere ich mit der Methode in der Weihnachtszeit im Unterbewusstsein eine Abneigung gegen extrem fettige, süße Speisen, was es mir superleicht macht, figurschädlichen Weihnachtsmarkt-Verlockungen zu widerstehen und lieber eine Tüte Maronen zu essen. Falls Sie es mir nachtun möchten, finden Sie erste Infos über (S)HE in dem kostenlosen EBook „30 Jahre liebevoll-erbarmungslos“ auf meiner Website.