HAMBURGER UNTERNEHMER 3/2018: Wer schnell, präzise und konzentriert denken will, muss gut für sein Hirn sorgen. Denn die mentale Leistungsfähigkeit ist maßgeblich von Ernährung und
Lebensführung abhängig. Mentaltrainerin Gabriela Friedrich erklärt, was Ihr Gehirn für Höchstleistungen braucht.
Ein Unternehmen zu führen, bedeutet tagtägliche Maximalanforderungen an Ihr Gehirn. Es muss blitzschnell jede Menge von Informationen auswerten, Entscheidungen treffen und deren Konsequenzen antizipieren, Konflikte klären und Stress bewältigen. Dies kann Ihr Gehirn nur dann leisten, wenn Sie es mit allen notwendigen Mikronährstoffen versorgen.
Klarer Kopf durch Morgenfasten
Ehe Sie erfahren, welche Mikronährstoffe für Ihr Gehirn wichtig sind, lassen Sie uns mit dem Märchen aufräumen, dass Sie nur mit einem opulenten Frühstück gut für den Tag gerüstet sind. Das
Gegenteil ist der Fall, wie man mittlerweile weiß. Ohne den Insulinschub, den ein kohlehydratreiches Frühstück auslöst, kann der Körper ungestört Fett verbrennen und sich reinigen. Dies geht mit
verbesserter Konzentration und kognitiver Leistungsfähigkeit einher. Der Kopf ist klar und der Mensch offen, kreativ, hochsensibel und auf alles im Außen neugierig. Man hat sogar festgestellt,
dass Legastheniker, die auf das Frühstück verzichten, tagsüber keine Anzeichen von Rechtschreibschwäche mehr zeigen. Diese einfache Form der mentalen Leistungssteigerung entdecken immer mehr
Menschen und praktizieren das intermittierende Fasten: 16 Stunden ohne Nahrung, acht Stunden normale Nahrungsaufnahme. Dies ist ein Rhythmus, der dem Körper und seinen Stoffwechselvorgängen
gerecht wird.
Grundbaustoff Aminosäuren
Ohne Aminosäuren (Eiweißbausteine) geht im Gehirn gar nichts. Denn Neurotransmitter wie z.B. Acetylcholin (unentbehrlich für das Erinnerungsvermögen) und Glutaminsäure (erforderlich für die
Konzentration) bestehen genauso weitgehend aus Eiweiß wie die Glückshormone Noradrenalin, Dopamin, Serotonin, Beta-Endorphin etc. Es gibt 20 verschiedene Aminosäuren, acht davon müssen wir mit
der Nahrung zu uns nehmen, die anderen kann der Körper aus diesen acht selbst bilden. Stress, den es im Unternehmeralltag nicht wenig gibt, verbraucht große Mengen dieser kostbaren Aminosäuren.
Er stimuliert die Produktion von Stresshormonen, die weitgehend aus Eiweiß bestehen, plündert bei Proteinmangel die Eiweißreserven im Bindegewebe aus und verengt die Gefäße, wodurch auch noch
weniger Eiweiß aus der Nahrung gewonnen werden kann. Was tun bei hohen geistigen Anforderungen und Stress? Essen Sie mehr proteinreiche Kost als sonst, insbesondere pflanzliches, das 20-mal
schneller als tierisches Eiweiß abgebaut und komplett zu Aminosäuren zerlegt werden kann.
Enzymspender Vitamin C
Erst Enzyme ermöglichen es, aus Eiweißbausteinen Glückshormone und andere wichtige Neurotransmitter zu machen. Einer der wichtigsten Enzymspender ist Vitamin C, was reichlich in frischem Obst und
Gemüse enthalten ist.
Magnesium gegen Stress
Viel-Denker verbrauchen große Mengen des Minerals Magnesium und müssen dementsprechend mehr zuführen als Menschen mit weniger intellektuell fordernden Tätigkeiten. Dies ist umso wichtiger, weil
Magnesium typische Stresssymptome wie Nacken- und Schulterverspannungen, Muskelkrämpfe, Lidzucken oder Tinnitus verhindert. Auch die psychische Befindlichkeit hängt von ausreichender
Magnesiumzufuhr ab. Nimmt man zu wenig zu sich, wird der Mensch innerlich unruhig, reizbar, depressiv, hat Konzentrationsstörungen, reagiert überempfindlich auf Lärm und leidet unter
Schlaflosigkeit. Da es bei mentalen Höchstleistungen und Stress kaum möglich ist, über die Nahrung ausreichend viel Magnesium zu sich zu nehmen, ist die zusätzliche – optimalerweise mehrmals
tägliche – Einnahme von einem Magnesiumpräparat sinnvoll. Wichtig: Das Magnesiumpräparat muss natürlichen Ursprungs sein, sonst kann der Körper das Magnesium nicht aufnehmen.
Vitamin B-Komplex für das Nervensystem
Die Vitamine des B-Komplexes sind unentbehrlich für Stoffwechsel und Funktion des Nervensystems. Der Bedarf steigt durch nervenzehrende Belastungen wie Stress, Lärm und Hektik.
Vitamin B1 (Thiamin): Ist erforderlich zur Verarbeitung der Glukose für das Gehirn
Vitamin B3 (Niacin, Nicotinamid): Hilft klarer zu denken
Vitamin B6: Übt einen normalisierenden Einfluss auf den Neurotransmitter Serotonin aus und wirkt gegen Depressionen, Reizbarkeit, Schlaflosigkeit
Vitamin B12: Bereits ein geringer Mangel führt zu Stimmungsschwankungen, Vergesslichkeit, Persönlichkeitsveränderungen.
Kommunikationshelfer Omega-3-Fettsäuren
Das Gehirn besteht zu zwei Dritteln aus Fettsäuren. Sie sind die Grundbausteine der Membran der Nervenzellen – der Hülle, über die jegliche Kommunikation zwischen allen Nervenzellen in allen Bereichen des Gehirns verläuft. Nimmt man viele mehrfach ungesättigte Fettsäuren zu sich, sind die Hüllen der Gehirnzellen glatter und geschmeidiger, die Kommunikation zwischen ihnen läuft besser. Eine Omega-3-reiche Ernährung lässt langfristig die Produktion der Neurotransmitter für Energie und gute Stimmung im emotionalen Hirn ansteigen.
Was wenige wissen: Zur Prophylaxe und Behandlung von psychischen Belastungsstörungen wie Burn-out empfehlen Ärzte mittlerweile die Einnahme von hochdosierten Vitalstoff-Komplex-Präparaten, in denen in der Regel mehrere Aminosäuren, der B-Vitaminkomplex, Vitamin C, Magnesium und wichtige Spurenelemente wie Zink, Selen, Chrom und Molybdän enthalten sind. Damit werden leere Vitalstoffreservoirs schnell wieder aufgefüllt und das Gehirn im Hochleistungs-Tagesbetrieb optimal ernährt.
Literaturtipps:
„Making a Good Brain Great“ von Daniel G. Amen
„Glückshormone – Ihre körpereigene Quelle für mehr Lebensfreude“ von Klaus Oberbeil
„Brainfood für Manager – Fit im Kopf durch richtige Ernährung“ von Johannes Holler
„Die Neue Medizin der Emotionen – Stress, Angst, Depression; Gesund werden ohne Medikamente“ von David Servan-Schreiber